Die Scuola degli Schiavoni, ein verborgener Schatz

 

Die Scuola degli Schiavoni ist eine alte, und noch tätige Gilde.  Im Mittelalter wurden in Venedig zahlreiche Bruderschaften mit dem Zweck der gegenseitigen Hilfeleistung gegen die Armut gegründet. Sie wurden später nach ihrer Rolle in der religiösen, sozialen und bürgerlichen Struktur der Stadt in Scuole Grandi und Scuole Piccole unterschieden.

Die Scuola degli Schiavoni

Eine Scuola Piccola, die immer noch in Venedig in Betrieb ist, und sich in Castello, einem der sechs Bezirke der Stadt, befindet, ist die Scuola di San Giorgio degli Schiavoni. Sie ist den Schutzheiligen Georg, Tryphon und Hieronymus gewidmet.  Der Name Schiavoni leitet sich von einer alten Region Dalmatiens ab, aus der die in Venedig ansässigen Schiavoni stammten.

Aufgrund der anhaltenden türkischen Expansion von Osten nach Westen, wanderten viele Dalmatiner nach Venedig ein und schlossen sich in der Folge auch in einer 1451 gegründeten Scuola an, um ihre Rechte zu verteidigen und zu schützen.

Ein Wendepunkt in der Geschichte und Bedeutung der Scuola degli Schiavoni liegt im Jahr 1502: Die Schenkung einer kostbaren Reliquie, die dem Heiligen Georg verbunden war, durch den Provveditore der Republik Venedig, Paolo Vallaresso, der sie seinerseits von Patriarch von Jerusalem erhalten hatte. Dank dieser Spende erhielt Vittore Carpaccio, berühmter Märchenmaler, zu Beginn des 16. Jahrhunderts den Auftrag für einen Zyklus von Gemälden, von denen einige dem Heiligen Georg gewidmet waren.

Die Meisterwerke von Vittore Carpaccio

Der Heilige, als Ritter dargestellt, besiegt den Drachen, das allgemeine Symbol des Bösen gegen das Gute.  Dieses furchteinflößende Tier war jedoch Teil eines breiteren kulturellen Hintergrunds, der den Venezianern wohlbekannt war, und der darin ihren Feind, das Osmanische Reich, identifizierte.

Mit dem Fall der Republik im Jahr 1797 setzte Napoleon Bonaparte dem venezianischen Gildensystem ein Ende, für das sich Venedig in seiner langen Geschichte ausgezeichnet hatte. Die Scuola degli Schiavoni wurde gerettet. Der Grund für die Rettung dieser Scuola war mit der besonderen Aufmerksamkeit verbunden, die die Franzosen Dalmatien entgegenbrachten.

Der  Bilderzyklus befindet sich immer noch „in situ“, d. h. im Erdgeschoss der Scuola. Anlässlich der Vittore Carpaccio gewidmeten Ausstellung, die vom 18. März bis 18. Juni 2023 im Dogenpalast in den Gemächern des Dogen stattfinden wird, ist ein Besuch zu empfehlen.

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